Interview mit Jürgen Kandlbinder, Bayernwerk Netz GmbH

Jürgen Kandlbinder leitet den Bereich „Steuerung Netzdienste“ und die unternehmensinterne Digitalisierungsoffensive „NEXT“ der Bayernwerk Netz GmbH mit Sitz in Regensburg.

Die Bayernwerk Netz GmbH versorgt insgesamt rund sieben Millionen Menschen mit Energie. Sie ist in fünf der sieben bayerischen Regierungsbezirke aktiv und damit der größte regionale Verteilnetzbetreiber in Bayern. Aktuell stammt die verteilte elektrische Energie zu 70 Prozent aus erneuerbaren Quellen. Um für die Zukunft ein modernes und intelligentes Stromnetz zu schaffen, setzt das Unternehmen auf Digitalisierung und Innovation, unterstützt zahlreiche wissenschaftliche Projekte und arbeitet systematisch am Ausbau der Energienetze.

Bayernwerk Netz GmbH, Leiter des Bereichs „Steuerung Netzdienste“ und Leiter der unternehmensinternen Digitalisierungsoffensive „NEXT“ (steht für New Experience with digital Technologies)
Als Leiter der Digitalisierungsoffensive NEXT
  • Weiterentwicklung und Optimierung der Bayernwerk-Prozesslandschaft durch Monitoring, Automatisierung und Digitalisierung von Prozessen und Entwicklung digitaler Anwendungen
Als Leiter des Bereichs Steuerung Netzdienste
  • Festlegung und Verfolgung der wirtschaftlichen und technischen Ziele für den Geschäftsbereich Netzdienste
  • Kaufmännische und prozessorientierte Steuerung der Netzdienste
  • Mittel- und Budgetverfolgung sowie Erstellung und Entwicklung von kaufmännischen Steuerungsinstrumenten für die Netzdienste
  • Identifikation, Gestaltung, Dokumentation, Implementierung, Steuerung und Optimierung von einheitlichen Geschäftsprozessen (Prozess- und Qualitätsmanagement, Leistungsverzeichnisse, sowie zukunftsfähige Weiterentwicklung (Digitalisierung, Innovationen, wissenschaftliche Studien))
  • Nutzung und Implementierung der Möglichkeiten der Process- & Data Mining-Technologie, um unsere internen Prozesse zu untersuchen, transparenter zu gestalten und relevante Handlungsfelder zu identifizieren
  • Einsatz von KI- und ML-Technologien bei der Entwicklung digitaler Anwendungen mit dem Ziel, das Bayernwerk effizienter und effektiver zu machen
  • Auf dem Gebiet der Arbeitspsychologie arbeiten wir derzeit sehr eng mit Professor Dr. Fischer zusammen. Dies hilft uns, die psychologischen Aspekte der Digitalisierung besser zu verstehen und die richtigen Schlüsse für die Zukunft zu ziehen.
  • Gerne können wir auch anbieten, in Zukunft Vorträge zu bestimmten Themen aus dem Bereich digitale Technologien zu halten, um den Studierenden der UR Einblicke aus der Praxis des Bayernwerks geben zu können.
Für die Zukunft wünschen wir uns, unsere Zusammenarbeit mit der UR ausbauen zu können, wie auch eine Kooperation auf technischer Ebene.
Bereits heute profitieren wir von der wissenschaftlichen Unterstützung unserer Projekte durch das methodische Wissen der UR-Mitarbeiter, was uns einen enormen Mehrwert bietet (z.B. bei der Gestaltung neuer offener Büroräume für unsere digitalen Einheiten).

Durch den Kontakt mit den motivierten und weltoffenen Studenten*innen und Mitarbeiter*innen der UR hoffen wir auch weiterhin auf viele Anregungen. Wir würden uns freuen, zukünftig viel enger gemeinsam mit der UR an spannenden Projekten arbeiten zu können und das Potential der KI-, ML- und Big-Data-Technologien in unserer Arbeitsumgebung aufzudecken.
Wir beim Bayernwerk bzw. in unserer Digitalisierungseinheit NEXT stellen fest, dass der Einsatz von KI- und ML-Technologien in unseren Projekten bereits heute einen erheblichen Mehrwert bieten und sie helfen uns unsere Prozesslandschaft zu optimieren. Aber wir kratzen nur an der Spitze des Eisbergs – das volle Potential hinter den Technologien haben wir noch nicht ausgeschöpft. Darum halte ich es für sinnvoll, ja sogar für dringend notwendig, Spezialisten auszubilden, die den Umgang mit diesen Technologien beherrschen und später in den beruflichen Alltag einsetzen können.
Wir konzentrieren uns hauptsächlich auf den praktischen Einsatz der Technologien. Das bedeutet, dass wir versuchen, die Forschungsergebnisse anderer in unseren Arbeitsalltag zu nutzen und damit unseren Mitarbeitern das Leben zu erleichtern. Aber natürlich wird es in einem innovativen Umfeld immer Raum für Experimente geben. Und wir beim Bayernwerk sind da keine Ausnahme.
Wie bereits erwähnt: Wir beschäftigen uns eher mit dem Einsatz dieser Technologien in unserem täglichen Arbeitsleben. Typische Beispiele sind die Bauteilerkennung in einem Kabelgraben oder die teilautomatisierte Inbetriebnahme oder Wartung von Kundenstationen mit Hilfe von Bilderkennung.
Ich habe Elektrotechnik und Betriebswirtschaft studiert. Ich bin also ein Quereinsteiger in der KI-Welt.

Ich, oder besser gesagt wir bei NEXT, wollen mit unseren Mitarbeitern die Arbeitswelt im Bayernwerk für die Mitarbeiter zukunftsfähig und nachhaltig gestalten und haben uns deshalb weitergebildet, um das Potential der KI-Technologie, bzw. wie sie uns bei unseren täglichen Aufgaben helfen kann, besser verstehen zu können.
Persönlich habe ich erkannt, dass ich die KI-Technologie, bzw. ihr verborgenes Potential, viel besser durch praktische Anwendungen als durch reine Literaturrecherche verstehen kann. Folglich wurde es für mich umso leichter, die Technologie zu verstehen, je öfter diese Technologie bei NEXT oder im Bayernwerk bei der Entwicklung von Anwendungen eingesetzt wurde.
Ich bin fasziniert von der Vielseitigkeit der Anwendungsmöglichkeiten dieser Technologie. Ich sehe ein enormes Potential für meine Branche jetzt und in der Zukunft.
Derzeit arbeiten wir bei fast all unseren Projekten sowohl mit großen, renommierten Partnern – wie z.B. IBM, AWS und Microsoft – als auch mit kleinen Startups zusammen
Ich halte die Initiative bzw. das Projekt für eine absolut sinnvolle und wichtige Angelegenheit. Ich sehe auch für uns (Digitalisierungsplattform NEXT und das Bayernwerk an sich) Potential, einen Beitrag leisten zu können.
Für mich ist im Zusammenhang mit neuen Technologien, wie z.B. KI, nicht nur das fachliche Wissen entscheidend, um den Einsatz dieser voranzutreiben, sondern auch das Thema Akzeptanz. Nur wenn wir es schaffen, dass die Menschen neugierig und offen sind gegenüber solchen Technologien und diese akzeptieren, können wir das volle Potential aufdecken.


Vielen Dank, dass Sie sich Zeit genommen haben, uns diese Fragen zu beantworten. Wir wünschen Ihnen noch einen schönen Tag!

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