Interview mit Dr. Matthias Kampmann, IT-Sicherheitscluster e.V.

Dr. Matthias Kampmann ist Leiter der Abteilung für Forschung und Entwicklung sowie Manager des Projekts „ISIS12“ beim IT-Sicherheitscluster e.V.

Der IT-Sicherheitscluster e.V. fördert die Weiterentwicklung und Erforschung von Datenschutz, IT-Sicherheit und Informationssicherheit. Zu diesem Zweck haben sich hier Unternehmen der IT-Wirtschaft mit Anwendern, Forschungs- und Weiterbildungseinrichtungen sowie Juris­ten zusammengeschlossen. Das Cluster versteht sich als Multiplikator in diesen Feldern und trägt dazu durch zahlreiche Veranstaltungen, Arbeitskreise, sowie Aus- und Weiterbildungen bei.

Des Weiteren ist das IT-Sicherheitscluster Teil der Regensburger AIR-Initiative (Artificial Intelligence Regensburg). Diese Initiative besteht aus Partnern der Wirtschaft, Uni und OTH Regensburg sowie der Stadt Regensburg. Die AIR-Initiative wird von der Stadt Regensburg koordiniert und hat es sich zum Ziel gesetzt den Standort Regensburg durch Bündelung und Stärkung der Aktivitäten in den Bereichen KI und Data Science zu einem Hotspot für die Entwicklung und Anwendung Künstlicher Intelligenz zu entwickeln.

Die AIR-Initiative ist aktuell auf der Suche nach Partnern! Bei Interesse können Sie hierzu mit Herrn Dr. Kampmann Kontakt aufnehmen.

IT-Sicherheitscluster e.V., Leiter R&D, Projektmanagement ISIS12
Ich arbeite unter anderem in den Gremien von AIR – Applied Intelligence Regensburg mit. Dort vertrete ich im Bereich Cybersecurity, Ethik und Recht (Datenschutz; Privacy) die Interessen unserer Vereinsmitglieder. Außerdem organisiere ich im Core Team mit und helfe, dass wir die Ideen, die wir entwickeln, in die Tat umsetzen können.
Auf Zuruf gern. Prof. Dr. Pernul ist überdies Vorstandsmitglied. Und über AIR und andere, etwa ‚Spin Offs der Uni, gibt es weitere Kontakte. Überdies nutzen wir Agenturen von Studierenden der Betriebswirtschaft, die beispielsweise Umfragen für uns durchführen. Darüber hinaus gibt es vielseitige Bezüge auch über AIR.
Als NGO profitieren wir in jeder Hinsicht von der Vernetzung. Dies betrifft Kontakte, aber auch ganz praktisch in der offenen Aufnahme, die wir erfahren, wenn wir auf die Universität zugehen.
Jede Studierende führt KI mit sich in der Tasche und kommuniziert über sie in Text, Bild und gesprochener Sprache. Um James Bridle (New Dark Age) zu paraphrasieren: Es reicht nicht, wenn wir werkzeugkompetent mit KI im Alltag arbeiten – uns navigieren lassen, Texte in die Speicher unserer Smartphones sprechen, die dann in Schriftsprache erscheinen, Vorschlagssysteme nutzen, um uns über die politische Lage zu informieren usw. – wir müssen auch verstehen, dass dahinter Interessen stehen. Wir müssen außerdem für uns definieren können, welche Grenzen wir den Systemen geben wollen. Wir müssen eine auf Demokratie und Humanismus basierende Ethik der KI erlernen. Das betrifft alle Studierenden, nicht nur die Informatiker, die letztlich die Systeme bauen.
Aktuell arbeiten wir an Anträgen zur Förderung verschiedener Themen. Dabei geht es um die Entwicklung von Reifegradmodellen für die sichere Softwareentwicklung oder um die Entwicklung eines Informationssicherheitsmanagementsystems für Unternehmen der Operational Technology.
Nein, über AIR versuche ich im ersten Quartal 2021 herauszufinden, welchen Bedarf unsere Mitglieder aus der IT-Security haben, um dann ein konkretes Vorhaben zu projektieren.
Überwiegend im Selbststudium. Als Spezialist für Computerkunst und Science Fiction – ich bin Kunsthistoriker und habe in den Nebenfächern Literaturwissenschaft und Philosophie studiert – habe ich schon immer ein besonderes Interesse an Fragestellungen der KI gehabt. Weniger auf der Ebene des Programmierens, das habe ich nicht gelernt, als vielmehr auf der gesellschaftlichen Ebene.
Es ist insofern eine Herausforderung, als die Durchdringung unseres Alltags mit KI-Produkten es schwer macht, genaue Grenzen zu ziehen, wann etwa ein Schaden mit Folgen entstehen kann. Die Science Fiction lässt literarische oder filmisch inszenierte Settings erscheinen, die einfacher sind: Dort agieren Bewusstseinsmaschinen, die der so genannten starken KI den Weg weisen. Das aber wird möglicherweise niemals der Fall sein. Außerdem ist der Begriff der „Intelligenz“ in KI irreführend, aber auch irreversibel platziert. Was ist schon intelligent an ML oder DeepLearning?
Programmiertechnisch sind diese Verfahren neue Paradigmen. Wenn Technik ein Dispositiv ist, das merklich wie unmerklich nicht nur Diskurse formiert und transformiert, sondern ganz konkret auch Gesellschaften mutieren lässt, weckt es mein Interesse und Engagement. Da ich eher technikfreundlich bin, interessiert mich, was da wie auf den Markt kommt oder erforscht wird…
KI ist eine Querschnittstechnologie, so wie Informationssicherheit, also das Zuhause meiner Arbeit, ebenfalls im Querschnitt angesiedelt ist. Beides fordert Gesellschaft heraus. Ich könnte mir ein neues Studium Generale vorstellen, in dem gesellschaftsrelevante Technologien auch gelehrt werden. Entweder in Aufbaustudiengängen oder direkt vorab propädeutisch.
Perfekt. Habe mich auf der Webseite umgesehen. Das ist zwar ein bunter Strauß, aber ich denke, dass man so weiter machen sollte. Wir brauchen vor Ort diese Themen auch für eine Smart City. Regensburg ist ja sehr lebenswert, so dass es Sinn macht, wenn die Universität sich in neuesten Technologien engagiert, um damit das Wissen in der Stadt zu binden. Es wäre daher auch sehr erfreulich, wenn das Projekt einfach proaktiv auf AIR zukäme. Ihr Präsident ist uns sehr verbunden. Er hat eine der Keynotes zu zwei Schlüsselveranstaltungen gehalten. Mehr davon. Melden Sie sich gern bei mir!
Passt.


Vielen Dank, dass Sie sich Zeit genommen haben, uns diese Fragen zu beantworten. Wir wünschen Ihnen noch einen schönen Tag!

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